Anonym surfen mit Browser VPN, Tor und Proxy

Wer online unterwegs ist hinterlässt Spuren, die sich Website-Betreiber, Werbetreibende aber auch Kriminelle zu Nutze machen können. Um das zu verhindern gibt es verschiedene Tools und Add-ons, die Ihnen anonymes Surfen erlauben.

Anonym surfen – was bringt das?

Um eine Website aufzurufen findet ein Datenaustausch beziehungsweise die -übergabe zwischen Ihrem Computer und den Servern der Website-Betreiber statt. Nicht nur die IP-Adresse verrät dabei etwas über Sie und Ihren Aufenthaltsort, sondern beispielsweise auch der Browser. Während im besten Fall die Informationen dazu genutzt werden Ihnen ein bestmögliches Surf-Erlebnis zu garantieren, nutzen im schlechtesten Fall Kriminelle etwaige Sicherheitslücken, um Maleware einzuschleusen. Außerdem kann ein Nutzerprofil von Ihnen erstellt werden, dass zwar anonymisiert ist, aber dennoch ausreicht, um Werbung zu schalten und die berühmte Filterblase über Inhalte in sozialen Netzwerken und auf anderen Websites zu stülpen. Um das zu verhindern und online anonym zu sein, sind besonders VPN-Clients beliebt – eigenständige Programme, die einen sicheren Tunnel zwischen Ihnen und dem Zielserver spannen. Doch es gibt auch Alternativen: Wir stellen Ihnen praktische Tools und Add-ons vor, mit denen Sie ebenfalls anonym surfen.

Mit Opera surfen und integriertes VPN nutzen?

Zugegeben: Der Browser Opera fristet bei vielen ein ungeliebtes Nischendasein. Bevor das rote O zum Surfen angeklickt wird, greifen viele eher zu Firefox, Chrome oder sogar dem Internet Explorer. Wir haben allerdings einen Grund gefunden, Opera aus seiner Nische zu befreien: Der Browser bringt als einziger seiner Art eine integrierte VPN-Funktion mit. Während bei der Konkurrenz erst noch ein Add-on installiert werden muss, ist Opera direkt mit der Anonymisierungsfunktion ausgestattet. Es gibt zwar auch extra VPN-Programme, wie ZentMate für Opera, notwendig ist die zusätzliche Installation allerdings nicht.

Wichtig: Für alle browser-internen VPN-Dienste gilt, dass sie lediglich das Surfen innerhalb des Browsers anonymisieren. Ist die VPN-Funktion in Opera aktiviert, surfen Sie in Firefox oder einem anderen Browser weiterhin mit „offenem Visier“ und auch Ihr E-Mail-Verkehr ist nicht extra geschützt. Somit sind diese VPN-Tunnel vor allem nützlich, wenn Sie kurzfristig und gezielt eine einzelne URL aufrufen möchten, beispielsweise weil diese für deutsche IPs gesperrt ist und Sie das Geoblocking umgehen möchten.

Wie aktiviert man VPN bei Opera?

Rufen Sie in Opera den Punkt „Einstellungen“ auf – das geht am Schnellsten über das Tastenkürzel „Alt + O“. Über das in diesem Bereich enthaltene Suchfeld suchen Sie nach VPN. Das Suchergebnis „VPN aktivieren“ erscheint. Neben dem Ergebnis gibt es einen Schalter (Toggle), den Sie mit einem Klick darauf umlegen können. In beziehungsweise neben der Adressleiste erscheint ein VPN-Symbol. Mit einem Klick auf das Symbol öffnet sich ein Menü, in dem Sie ebenfalls mit einem Klick über einen Schalter festlegen können, ob Sie über VPN surfen oder nicht. Ist der Schalter grau, surfen Sie ohne Schutz – ist er blau, sind Sie anonym unterwegs. Innerhalb des Menüs können Sie außerdem Ihren virtuellen Standort beeinflussen, das heißt, gezielt einen Server in einer Region auswählen. Das ist beispielsweise nützlich, wenn Sie die US-Inhalte eines Shops aufrufen wollen: Mit einer IP-Adresse aus Europa ist das beispielsweise nicht möglich – wählen Sie dafür einen Server in Nordamerika. Allerdings: Gezielt ein Land auswählen geht hier leider nicht – für diese Feinheiten ist dann ein vollwertiger VPN-Client sinnvoll.

Ist Firefox Private Network auch ein VPN?

Auch Firefox hat seit einiger Zeit eine eigene VPN-Erweiterung am Start. Aber: Diese steht bislang nur Nutzern in den USA zur Verfügung – und auch nur für Desktop-Computer. Die Funktionen entsprechen in Teilen denen der Konkurrenz: Bei aktiver VPN-Verbindung werden die Daten verschlüsselt über ein Rechenzentrum des Kooperationspartners Cloudflare geschickt. Gezielt einen Server-Standort auswählen ist allerdings nicht vorgesehen, so dass das Firefox-VPN eher der Funktion eines Proxy-Servers ähnelt, als einem tatsächlichen VPN-Dienst. Ein Proxy-Server fungiert als Mittelsmann zwischen Ihrem PC und dem Ziel-Server. Der Server nimmt Ihre Anfrage entgegen und gibt sie mit der eigenen IP-Adresse weiter – Ihre IP-Adresse bleibt dem Ziel-Server verborgen. Somit ist die Verschleierung der IP-Adresse der Hauptzweck des Firefox-VPNs, zusätzlich schützt es Ihre Daten beim Surfen in öffentlichen WLANs. Nicht nur die Funktionen und die regionale Verfügbarkeit sind begrenzt: Aktuell stehen den Nutzern auch nur zwölf Stunden im Monat kostenlos zur Verfügung.

Windows 10-Nutzer können in den USA außerdem einen vollwertigen VPN-Client von Mozilla kaufen. Eine mobile Version für Android und iOS gibt es ebenfalls gegen Bezahlung. Sowohl die Desktop- als auch die mobile Lösung funktioniert wie jeder andere Client auch. Bei aktiver Verbindung ist der komplette Datenfluss per WireGuard abgesichert, die Verbindung läuft über ein Rechenzentrum des Kooperationspartners Mullvad und es stehen über 30 Server-Standorte zur Auswahl.

Da aber keines der Angebote aktuell auf dem deutschen Markt verfügbar ist, ist das eben Beschriebene maximal ein Ausblick auf das, was in Deutschland eventuell irgendwann mit Firefox möglich sein wird. Mindestens bis dahin sind andere Add-ons oder kostenpflichtige VPN-Clients ohnehin die bessere Alternative.

VPN und Chrome: Schutz dank WebRTC-Blocker?

Der beliebte Browser Chrome bringt zwar kein eigenes VPN-Add-on mit, hat dafür aber andere nützliche Programme, die extra auf die Besonderheiten des Browsers abgestimmt sind: Unter dem Namen „WebRTC“ hat Chrome eine Schnittstelle geschaffen, die den direkten Datenaustausch zwischen zwei oder mehr Browsern ermöglicht – beispielsweise, um Videokonferenzen direkt aus Chrome heraus zu starten oder große Dateien zwischen zwei Nutzern hin und her zu schicken. Was praktisch klingt, hat in Verbindung mit VPN-Clients in der Vergangenheit jedoch Sicherheitslücken aufgewiesen. Um diese Lücke zu schließen, haben viele der Clients bereits einen sogenannten „Leak-Schutz“ integriert. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie in Chrome aber auch das Add-on WebRTC Control installieren. Über eine Schaltfläche aktivieren oder deaktivieren Sie die Schnittstelle gezielt mit einem Klick. Ist sie deaktiviert, können Sie sich, egal mit welchem VPN-Client Sie surfen, sicher sein, dass Ihre IP-Adresse jederzeit anonym ist.

Firefox-Klon: Surfen über einen Tor-Browser

Sieht aus wie Firefox, fühlt sich so an, ist es aber nicht (ganz): Hinter dem Prozessnamen firefox.exe versteckt sich ein Tor-Browser-Paket, das auf der in Firmen bewährten Software Firefox ESR (Extended Support Release) basiert. Dabei handelt es sich um eine offizielle Version mit einem verlängerten Support-Zeitraum und der Funktion eines Tor-Browsers. Tor ist eine Abkürzung für „The Onion Routing“, also „Zwiebel-Router“. Dabei wird Ihre Online-Anfrage über mehrere Server eines Netzwerks geleitet, wobei jeder Server immer nur die IP-Adresse des Vorgängers kennt – Ihre IP-Adresse ist am Ziel also längst nicht mehr erkennbar.

Bei jedem Start des Firefox-Klons werden neue Server und somit IP-Adressen genutzt, Ihre Online-Gewohnheiten können so nicht oder nur schwer nachvollzogen werden. Für eine „neue Identität“ können Sie entweder die firefox.exe schließen und dann erneut starten, oder Sie nutzen das Werkzeugsymbol oben rechts im Browser. Über das Schutzschildsymbol gelangen Sie zu weiteren Sicherheitseinstellungen.

Zum Schutz Ihrer Privatsphäre wird in dem Tor-Browser zusätzlich keine Chronik angelegt, der private Modus ist also standardmäßig immer aktiviert. So können nicht mal andere Nutzer Ihres Computers Ihre Aktivitäten nachvollziehen. Ein integriertes Add-on blockiert potentiell gefährliche JavaScript-Inhalte, wobei Sie selbst entscheiden können, wie rigoros das Add-on vorgeht: JavaScript kann grundsätzlich erlaubt, nur bei HTTPS-Seiten erlaubt oder komplett geblockt werden. Die Blockierung erschwert einmal mehr die Nutzeridentifikation und verhindert einige Virusinfektionen, bei denen Sicherheitslücken im Browser durch Seitenskripte per Dive-by-Download genutzt werden.

Suchgewohnheiten verschleiern mit einer Google-Alternative

Mittlerweile fast selbstverständlich, suchen wir online über die Suchmaschine Google nach Websites, Infos und Angeboten. Dabei füttern wir oft unbewusst die Datenkrake Google – nicht nur mit den Suchanfragen, sondern auch mit Infos über unseren Browser und mehr. Um das zu verhindern, gibt es eine sichere Suchmaschinen-Alternative. StartPage erfüllt die gleiche Funktion wie Google, sammelt aber keine Nutzerdaten. Dabei leitet StartPage die Suchanfragen an die amerikanische Suchmaschine weiter, da Ihre Daten aber nicht dafür genutzt werden, Ergebnisse zu selektieren, erhalten Sie objektivere Suchergebnisse – subjektiv betrachtet mögen diese dann auch mal schlechter erscheinen. Und nicht nur die Suche an sich ist anonym: Sie können Suchergebnisse auch in der „Anonymen Ansicht“ per Proxy-Technik aufrufen, ohne Spuren zu hinterlassen.